Dieser Post ist ein Nachtrag zum letzten Post. Oder besser gesagt: eine Ergänzung.

These

Mein letzter Post enthält (unter anderem) die Aussage, dass man nicht aus Fehlern, sonder aus Erfolgen lerne. Die Aussage dort war, dass du von Fehlern nur lernen kannst, was nicht funktioniert. Und dieses Wissen bringt dich nicht weiter. Auch die Evolution baut auf den Erfolgen auf: das, was funktioniert, wird weiterentwickelt.

Diese Argumentation leuchtet unmittelbar ein. Fehler an und für sich sind Rückschläge. Und diese behindern das Weiterkommen. Erfolge hingegen bringen dich weiter. Und darum geht es ja schliesslich.

Antithese

In der neusten Ausgabe von Wired bin ich auf folgendes Zitat von Fred Brooks gestossen:

Man kann mehr aus Fehlern lernen als vom Erfolg. Bei einem Misserfolg bist du gezwungen herauszufinden, was nicht funktioniert hat. Aber bei Erfolg kannst du glauben, alles was du getan hast, sei grossartig. Auch wenn tatsächlich einige Teile überhaupt nicht funktioniert haben. Misserfolg zwingt dich, der Realität ins Auge zu schauen. *)

Auch diese Argumentation leuchtet ein. Erfolge können dich dazu verleiten, dich auf deinen Lorbeeren auszuruhen und dich selbstzufrieden zurückzulehnen. Erfolge können dich blenden. Darum sind Misserfolge heilsamer. Sie bringen dich dazu, dich kritisch zu hinterfragen.

Synthese

Woraus also lernst du nun am besten, aus Erfolgen oder aus Misserfolgen? Die (nicht so) überraschende Antwort: aus beidem! Vorausgesetzt, du nimmst beides als Lernsituation wahr. Und genau das, und nur das!, sollten sowohl Erfolg als auch Misserfolg sein: Lernsituationen!

Erfolg sollte dich nicht veranlassen, auf dem Erreichten auszuruhen oder Stolz und Arroganz zu entwickeln.

Misserfolg sollte dich nicht entmutigen oder verunsichern.

Nein, Erfolg und Misserfolg sollen dich ermutigen, weiter zu gehen und dabei auf dem Erreichten aufzubauen. Erfolg und Misserfolg sind beides nur Sprossen auf der Leiter des Lebens. Und wie  bei der Leiter werden auch hier die Sprossen in dem Moment bedeutungslos, in dem man sie überwunden hat.

Übrigens beinhaltet diese Post noch eine weitere Erkenntnis: Paradoxa sind wahr – und das Nachdenken über sie bringt uns weiter. Doch dazu mehr ein andermal.

*) Das ganze spannende Interview (englisch) zwischen Kevin Kelly und Fred Brooks findet sich in der aktuellen (18.08) Ausgabe von Wired.